Unter dieser Überschrift mit dem Zusatz: „Angestellte, die aus dem Ruder laufen, können für ein Unternehmen mehr Schaden anrichten als jeder Konkurrent.“, beschreibt The Economist (25.07.2015, S. 54) in einer interessanten Analyse die unterschiedlichen Arten von ‘Feinden‘, deren Vorgehensweisen und auch wie ein Unternehmen sich dagegen wehren kann.

Der wohl gebräuchlichste Feind ist der Betrüger. Eine dem Economist angeschlossene Nachrichten-Agentur befragt regelmäßig das obere Management in diversen Unternehmen, in welchem Umfang Betrügereien von Mitarbeitern festgestellt wurden. Im Jahre 2013 ergab die Befragung, dass etwa 70 % aller befragten Firmen mindestens einen Fall von Betrug durch Insider entdeckt hatten. Tendenz steigend. Die Ermittlungen im Vorjahr hatten bei 61 % gelegen. Eine Umfrage des Jahres 2010 hatte ergeben, dass ein Viertel aller Mitarbeiter bei der Abrechnung von Auslagen zu betrügen versucht. Natürlich gibt es auch noch weit schlimmere Verluste durch Betrug, z.B. wenn Mitarbeiter gestohlene Technologien versilbern oder gar Kundeninformationen verkaufen.

Noch gefährlicher als die Betrüger sind die Vandalen. Betrüger haben zumindest ein rationales Motiv: Sie wollen sich bereichern. Vandalen hingegen werden getrieben von dem Verlangen nach Rache – das oftmals keine Grenzen setzt. Ein Beispiel: Ein Mitarbeiter entdeckte im Rahmen einer Firmen-Restrukturierung durch Zufall seinen Namen auf einer Liste derer, die wegrationalisiert werden sollten. Er konstruierte von seinem privaten PC aus einen geheimen Zugang in das IT-System seiner Firma und begann gezielt Schaden anzurichten: Dokumente zu löschen, die E-Mails des obersten Chefs zu veröffentlichen und sogar pornografische Bilder zu veröffentlichen.

Es gibt auch die hochgefährliche Feind-Gruppe der sogenannten Star-Mitarbeiter. Das sind solche, die ihren Vorgesetzten unter allen Umständen durch exzeptionelle Erfolge gefallen wollen und zu diesem Zweck bereit sind, bestehende Regeln zu biegen und schließlich sogar zu brechen. Das herausragende Beispiel eines Star-Mitarbeiters war der Brite Nick Leeson, der als Derivatehändler durch riskante Spekulationen 1995 in Singapur mit einem Verlust von 825 Millionen Pfund Sterling Englands älteste Investmentbank namens Barings Bank zusammenbrechen ließ. Leesons Autobiografie erschien sogar 1998 in Deutschland als Buch unter dem Titel “Das Milliardenspiel“ und wurde ein Jahr später verfilmt: “Das schnelle Geld. Die Nick Leeson Story“. Auch die erfolgte Verurteilung des Briten Tom Hayes wegen Libor-Betrugs zu 14 Jahren Gefängnis ist ein relevantes Beispiel. Hayes „versicherte den Richtern, er habe nicht unehrlich gehandelt, sondern seinen Job einfach nur so perfekt wie möglich erledigen wollen, um seinen Arbeitgeber zufriedenzustellen.“ (Süddt. Ztg. v. 04.08.15: 14 Jahre Haft für den Zinsbetrüger)

Andere Feinde sind die, welche sich des Internets bedienen, um ihrem Unternehmen bewusst und spektakulär zu schaden. In England erschienen im Juli 2012 Fotos von einem “Burger King“-Angestellten online, wie er mit dreckigen Schuhen in einem vollen Salat-Bottich posierte mit der Unterschrift: „Dies ist der Salat, den Sie bei Burger King zu essen bekommen.“

Am gefährlichsten jedoch sind äußere Feinde, die mit einem internen Feind eine Beziehung eingehen. Einfache Methode ist z.B., eine Reinigungskraft zu bestechen, in einer PC-Tastatur eine präparierte Taste einzusetzen oder einen USB-Stick mit einem virusverseuchten Doppelgänger auszutauschen. Weit gefährlicher jedoch sind die überall in Europa und den USA vielfach geschehenen Diebstähle von Kunden-Daten durch Hacker; man vermutet, dass diese niemals möglich gewesen wären ohne eine Hilfe von innen. Die ständig wachsende und immer schwerer zu kontrollierende Gefahr liegt deshalb in der zunehmenden Schwierigkeit, die Sicherheit von Informationen zu garantieren. Die Digitalisierung macht vieles möglich, was früher undenkbar gewesen wäre. Ein einziger USB-Stick kann mehr Daten enthalten als 50 Millionen Schreibmaschinenseiten. Ein Handy kann geknackt und in ein Abhörgerät verwandelt werden.

Was können Unternehmen tun, um sich gegen all diese feindlichen Bedrohungen zu schützen? Die Economist-Analyse kann auch keine Patent-Rezepte anbieten. Aber sie empfiehlt, drei Grundprinzipien im Auge zu behalten:
Erstens sollten Firmen stets ihr Augenmerk auf Personen richten, die Gelegenheit haben könnten, den größten Schaden anzurichten. Das sind in der Regel diejenigen, die Verantwortung haben für das Geld und für die Informationen. Ihnen sollte besondere Aufmerksamkeit gelten.

Zweitens wird empfohlen, sich um die ‘Gerüchte-Küche‘ des Unternehmens zu kümmern. Firmeninterne Sicherheits-Experten berichten, dass sie ihre besten Ergebnisse erzielen, indem sie ‘Spione‘ darauf ansetzen, sich in den Freizeitbereichen umzuhören oder gar mit Mitarbeitern abends einen trinken zu gehen.

Die wichtigste Empfehlung ist jedoch: Behandeln Sie Ihre Angestellten mit Respekt. In vielen Firmen wird zwar immer wieder betont, die Mitarbeiter seien das wichtigste Kapital des Unternehmens, doch ein wirklich respektvoller Umgang mit den Angestellten findet nicht statt. Accenture hat kürzlich eine Umfrage veröffentlich nach der 31 % der Angestellten ihren Chef nicht ausstehen können, 32 % sich bereits anderswo um einen neuen Job bemühen und 43 % sagen, sie bekämen keine Anerkennung für ihre Arbeit.