Andreas Schattschneider


Heute gibt Andreas Schattschneider mit über 20 Jahren Beraterexpertise bei Coverdale Einblick hinter die Kulissen. Wie gestaltet sich Coverdale als Organisation? Mehr zu den Themen Mission, Vertrauen und Entscheidungen bei Coverdale Insights.

 

Coverdale – Spezialisten für Führung und Zusammenarbeit – auch in eigener Sache?

Neue Organisationsformen, die mehr Selbstorganisation anregen, um dadurch Verantwortung und Entscheidungskompetenz der Mitarbeiter zu stärken, agilere Arbeitsformen, die Schnelligkeit, Anpassungsfähigkeit und Kundenorientierung fördern, sind in aller Munde. Als Beratungsunternehmen unterstützen wir unsere Kunden seit vielen Jahren in diesen Themen und gleichzeitig beeinflusst es natürlich auch unsere Organisationsentwicklung. Im Folgenden finden Sie einen Überblick und einen Erfahrungsbericht.
Purpose/Mission: Handlungsleitend für unsere interne Organisationsentwicklung ist unsere Mission „Enable people to succeed together“, die uns jetzt schon seit über 50 Jahren Orientierung für unsere Arbeit gibt.

 

Wie fördere ich unternehmerisches Denken und Handeln?

Eine zentrale Idee bei der Gründung von Coverdale Deutschland durch Dr. Jan Bodo Sperling war, die Mitarbeiter an der Firma zu beteiligen. Als rechtliche Organisationsform wurde eine GmbH gegründet, an der sich Mitarbeiter, nach einer Zugehörigkeit von drei Jahren beteiligen können. Dabei wird kein Unterschied zwischen Beratern/Trainern oder Kollegen aus dem Büro gemacht. Der Grundgedanke der „Mitarbeiterfirma“ war und ist die Verbundenheit mit dem Unternehmen zu stärken und einen Rahmen zu schaffen, der unternehmerisches Denken und Handeln fördert. Zu Beginn war die Mehrheit der Anteile noch in der Hand unseres Gründers. Nach der Übergabe an den heutigen Geschäftsführer Thomas Weegen wurde der Weg hin zur „Mitarbeiterfirma“ konsequent weitergeführt. Heute gibt es keine Mehrheitsgesellschafter mehr, da jeder Mitarbeiter nur bis zu einer festgelegten Grenze Anteile erwerben kann. Es ist auch festgelegt, dass nur aktive Mitarbeiter Anteile halten dürfen, d.h. beim Ausscheiden aus dem Unternehmen werden die Anteile zu einem vereinbarten Preis zurückgekauft. Somit ist gewährleistet, dass die Anteile breit verteilt bei den aktiven Mitgliedern bleiben.

 

Führung vs. Selbstorganisation – Wo liegt Verantwortung, wer trifft Entscheidungen?

Der Geschäftsführer hat die unternehmerische Gesamtverantwortung, muss allerdings gleichzeitig von den Gesellschaftern in der Gesellschafterversammlung entlastet werden. Operativ wird Coverdale Deutschland durch den Geschäftsführer und ein Kernteam geführt. Das Kernteam besteht aus zwei Mitarbeitern, die durch ihre Kollegen gewählt werden und in der Regel nach einer Amtszeit von 3 bis 5 Jahren wieder aus dem Führungskreis herausrotieren. Das Kernteam trifft sich in regelmäßigen Abständen, um operative und strategische Fragen zu beraten und zu entscheiden. Wichtige Entscheidungen werden in der Regel im Kernteam vorbereitet und dann im Gesamtteam besprochen. Bei der Entscheidungsfindung wird Konsens angestrebt. Wenn dies nicht möglich ist, wird nach Mehrheit entschieden, mit Vetorecht der Geschäftsführung, das jedoch noch nie ausgeübt wurde. Um mit dem Kernteam keinen „geschlossenen Club“ entstehen zu lassen und die Entscheidungsfindung möglichst transparent zu machen, kann an jeder Sitzung ein Kollege auf eigenen Wunsch teilnehmen und als dann gleichberechtigtes Stimm-Mitglied in dieser Sitzung agieren.
Eine Reihe von übergeordneten Entscheidungen werden zwar im Kernteam vorbereitet/entschieden, doch versuchen wir, möglichst viel Entscheidungsspielraum und Verantwortungen dorthin zu verlagern, wo die der Situation angemessene und fachliche Kompetenz liegt, mit einer guten Einschätzung über die Konsequenzen und Auswirkungen der Entscheidung, was gleichzeitig den Entscheidungsprozess beschleunigt.

Beispielsweise ist für die Qualität beim Kunden der Kundenbetreuer allein verantwortlich, d.h. er entscheidet im Zusammenspiel mit dem Kunden, welche Maßnahmen durchgeführt werden und welche Kollegen zum Einsatz kommen. In der Anfangszeit von Coverdale gab es für die Trainer-Einsatzplanung eine Zentralstelle, die die Einteilung vorgenommen hat. Heute basiert die Einsatzplanung auf Absprachen zwischen Kundenbetreuer und seinen jeweiligen Kollegen. Im Seminar sind alle Trainer gleichberechtigt für die inhaltliche Gestaltung und Qualität verantwortlich. Bei unklaren Situationen und bei Nichteinigung entscheidet der jeweilige Kursdirektor/Haupttrainer vor Ort über das weitere Vorgehen. Falls der Kunde oder einige Seminarteilnehmer unzufrieden mit der erbrachten Leistung sind, wird der Kundenbetreuer aktiv in den Prozessen einbezogen, bei Eskalationssituationen das Kernteam.

Arbeitszeit bei Coverdale ist grundsätzlich Vertrauenszeit. Wir haben zwar ein Monitoringsystem, das die beim Kunden geleisteten Kundentage erfasst, welche Themen wie und mit wem in der „vertraglich geregelten Restzeit“ bearbeitet werden, liegt im Ermessen des Kollegen. Dies betrifft auch die Teilnahme an unseren Mitarbeitertreffen, die wir in unserer virtuellen Struktur als sehr wichtig erachten, trotzdem überlassen wir auch hier die Priorisierung und Teilnahme dem Mitarbeiter. Apropos Arbeitszeit. Jeder Mitarbeiter kann zu Beginn des Geschäftsjahres festlegen, wieviel Prozent er im darauffolgenden Jahr an Arbeitszeit dem Unternehmen zur Verfügung stellen will und ist für die Erreichung der vereinbarten Tage selbst verantwortlich, mit allen Konsequenzen. Durch geringere Prozentverträge der Arbeitszeit oder durch Mehrarbeit können Tage angespart werden, so dass längere Trainerauszeiten möglich sind. Mit einer entsprechenden Vorplanung wird die Möglichkeit eines Sabbaticals auch bis hin zum Geschäftsführer genutzt.

Weiterbildung wird über zwei Wege angestoßen, zum einen gibt es Angebote für gemeinsame Weiterbildungen, zum anderen verfügt jeder Mitarbeiter über ein eigenes Fortbildungsbudget, innerhalb dessen er selbst entscheidet, allerdings mit der Auflage, dass er sich mit zwei Kollegen seiner Wahl darüber austauschen und diese von der Sinnhaftigkeit überzeugen muss.
Bei Konflikten (intern wie extern) hat jeder Mitarbeiter die Möglichkeit, sich externe Unterstützung durch einen Coach, Supervisor oder Mediator zu holen.