Andreas Schattschneider


Heute gibt Andreas Schattschneider mit über 20 Jahren Beraterexpertise bei Coverdale Einblick hinter die Kulissen. Wie gestaltet sich Coverdale als Organisation? Mehr zu den Themen Mission, Vertrauen und Entscheidungen bei Coverdale Insights.

 

Was sind weitere Merkmale, die Coverdales Agilität im Sinne der Selbstverantwortung ausmachen?

Arbeitszeit bei Coverdale ist grundsätzlich Vertrauenszeit. Wir haben zwar ein Monitoringsystem, das die beim Kunden geleisteten Kundentage erfasst, welche Themen wie und mit wem in der „vertraglich geregelten Restzeit“ bearbeitet werden, liegt im Ermessen des Kollegen. Dies betrifft auch die Teilnahme an unseren Mitarbeitertreffen, die wir in unserer virtuellen Struktur als sehr wichtig erachten, trotzdem überlassen wir auch hier die Priorisierung und Teilnahme dem Mitarbeiter. Apropos Arbeitszeit: Jeder Mitarbeiter kann zu Beginn des Geschäftsjahres festlegen, wieviel Prozent er im darauffolgenden Jahr an Arbeitszeit dem Unternehmen zur Verfügung stellen will und ist für die Erreichung der vereinbarten Tage selbst verantwortlich, mit allen notwendigen Konsequenzen. Durch geringere Prozentverträge der Arbeitszeit oder durch Mehrarbeit können Tage angespart werden, so dass längere Auszeiten möglich sind. Mit einer entsprechenden Vorplanung wird die Möglichkeit eines Sabbaticals genutzt.

Weiterbildung wird über zwei Wege angestoßen, zum einen gibt es Angebote für gemeinsame Weiterbildungen, zum anderen verfügt jeder Mitarbeiter über ein eigenes Fortbildungsbudget, innerhalb dessen er selbst entscheidet, allerdings mit der Auflage, dass er sich mit zwei Kollegen seiner Wahl darüber austauschen und diese von der Sinnhaftigkeit überzeugen muss.

Bei Konflikten (intern wie extern) hat jeder Mitarbeiter die Möglichkeit, externe Unterstützung als Coach, Supervisor oder Mediator zu holen.

Grundsätzlich gilt: „Alles was sinnvoll und angemessen ist, ist möglich.“ Diese Grundhaltung prägt unser tägliches Handeln. Nicht Zielvorgaben oder klar definierte Budgets mit entsprechendem Monitoring geben die Richtung vor, sondern die eigene oder gemeinsame Einschätzung der Sinnhaftigkeit von Aktivitäten oder Investitionen für das gemeinsame Unternehmen. Kleinere Investitionen kann jeder im eigenen Ermessensspielraum treffen. Bei selbstinitiierten oder vorgegebenen Projekten werden selbstverständlich eindeutige Verantwortliche mit entsprechenden Zielen und Projektplänen definiert und kommuniziert.


Und wie wird bei Coverdale mit Krisen umgegangen? Oder: Was versteht Coverdale als Organisation unter Solidarität?

Solidarität
Im Fall von wirtschaftlich kritischen Situationen, gibt es klare Vereinbarungen für gemeinsame Gehaltsreduktionen mit dem Ziel, alle Mitarbeiter an Bord zu halten. Persönliche Krisen können jeden treffen und werden so gut wie möglich gemeinsam aufgefangen. Gesellschaftlich versuchen wir, einen Beitrag im Sinne unserer Mission dadurch zu leisten, dass wir Non-Profit-Organisationen unsere Leistung zu reduzierten Tagessätzen zur Verfügung stellen.


Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. Welchen Herausforderungen hat Coverdale sich in Punkto agiles Agieren zu stellen?

Herausforderungen/Erfahrungen
Die Art und Weise, wie wir unsere Organisation aufgestellt und entwickelt haben, hat zu einer hohen Mitarbeiterbindung geführt und einen wesentlichen Beitrag zu unserer qualitativen Entwicklung beigetragen. Allerdings gab und gibt es selbstverständlich auch Herausforderungen miteinander und diese Erkenntnisse leiten uns bei unserer weiteren (eigenen) Organisationsentwicklung.


Was heiSSt das konkret?

Nicht nachlassen – unsere internen Prozesse, Vereinbarungen, Verantwortlichkeiten, auch wenn sie noch so gut gemacht sind, gar anfänglich begeistern, verlieren ihren Glanz und ihre Wirkung und werden zur nicht mehr wertgeschätzten Selbstverständlichkeit. Es gilt, sie immer wieder ins Bewusstsein zu heben, zu reviewen und wenn nötig anzupassen. Insbesondere in einem virtuellen Umfeld, geprägt von einem hohen Maß an Selbstorganisation, braucht es diese gemeinsame Identifikation.


Wie stellt Coverdale Vertrauen sicher?

Transparenz und Verlässlichkeit entscheiden – Die Basis der Zusammenarbeit in einer so offenen Organisation ist Vertrauen und Kommunikation von Zusammenarbeitsspielregeln, d.h. Prozesse und Vereinbarungen müssen transparent sein. Bei Veränderungen oder Abweichungen von Vereinbarungen braucht es Transparenz und Nachvollziehbarkeit, wird dies nicht konsequent gelebt, wird das Zusammenspiel beliebig und das Vertrauen sinkt.

Überprüfen und korrigieren – Da wir uns nur 2x im Jahr alle auf unseren Mitarbeitertreffen sehen und die übrige Zeit beim Kunden oder im Home-Office sind, entstehen in dieser virtuellen Struktur Bilder über andere Kollegen, die nicht der Realität entsprechen müssen. Nur wenn wir diese Bilder, besonders negative Bilder, regelmäßig abgleichen und korrigieren, erhalten wir eine positive Arbeitsatmosphäre in unserem Team.

Onboarding aber richtig – Vieles was für langjährige Mitarbeiter selbstverständlich ist, ist für neue Mitarbeiter komplettes Neuland. Alles, was in unserer Organisation wichtig ist, muss deswegen gut weitergeben werden, mit allen Überlegungen und auch Erwartungen, die dahinterstehen, sonst entstehen Enttäuschungen.

In Krisen  – wird die Selbstorganisation stark gefordert, was ein hohes Maß an Vertrauen und eine aktive kollegiale Feedback-Kultur voraussetzt. In wirtschaftlichen guten Zeiten ist dies leichter, in Krisen wächst die interne Forderung nach Vorgabe und Kontrolle durch die Führung. Diese Rückdelegation an Verantwortung gilt es zu vermeiden, um die Eigenverantwortung und gegenseitige Systemverantwortung aufrecht zu halten.

Entscheidungen an der richtigen Stelle – Um die gute Entfaltung und Entwicklung aller Mitarbeiter zu gewährleisten, ist es hilfreich, immer wieder gemeinsam darüber nachzudenken, ob die Entscheidungen an der richtigen Stelle getroffen werden und was es für eine Veränderung braucht.


Coverdale weiSS, wie das mit der Zusammenarbeit funktioniert. Was genau tut Coverdale dafür?

Auch Spezialisten brauchen Hilfe – Keine neuen Erkenntnisse und eigentlich die Basis unseres Geschäftsmodells, aber immer wieder hilfreich es am eigenen Leib (im Sinne von Erfahrungslernen) zu erfahren. Wer im System steckt, sieht manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht und braucht externe Unterstützung und dafür danken wir unseren Begleitern.